Einweihung: Gästehaus in der Sacco-Vanzetti-Straße für ukrainische Geflüchtete

Das ehemalige Gästehaus in der Sacco-Vanzetti-Straße wird seit Juni 2022 von geflüchteten Menschen aus der Ukraine bewohnt. Am 11. September feierte der Verein Nordbahngemeinden mit Courage gemeinsam mit den ukrainischen Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Gemeindevertreterinnen und –vertretern die Einweihung der Hausgemeinschaft und den Start des Projekts.

„Der Krieg in der Ukraine ist ein trauriger Anlass. Doch hier einen Ort für die Geflüchteten gefunden zu haben ist ein schöner Anlass für eine Einweihungsfeier“, so Torsten Lindner, Vorsitzender des Vereins Nordbahngemeinden mit Courage (NmC), der die Villa in der Sacco-Vanzetti-Straße angemietet hat und das Projekt trägt, zur Eröffnung der Einweihungsfeier.

Gut funktionierende Hausgemeinschaft

21 ukrainische Geflüchtete bewohnen seit knapp drei Monaten das ehemalige Gästehaus des Sozialwerks in Birkenwerder. Die Hausgemeinschaft ist bunt gemischt: von der 19-jährigen Studentin, die zum ersten Mal alleine wohnt, über Frauen mit Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter, bis zum älteren Ehepaar, das die Großelternrolle im Haus übernommen hat. Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner kannten sich bereits untereinander, berichtete Alexander Löwe vom NmC. Jede Partei hat ein eigenes Zimmer mit Bad. Im Erdgeschoss der Villa stehen eine große Küche und zwei große Gemeinschaftsräume, die als Ess- und Spielzimmer genutzt werden, zur Verfügung. Auch der Garten und die Kellerräume, samt Waschküche, werden gemeinschaftlich genutzt. Das Zusammenleben klappt gut. Das begeistert auch die junge Studentin Sofia. Sie genieße es, ihr Zimmer als Rückzugsort zu haben und gleichzeitig eine Gemeinschaft, die sich um einander kümmert im Haus zu wissen. Sie selbst spiele oft mit den Kindern im Spielzimmer und die Eltern dankten es ihr. Und wenn es im eigenen Zimmer zu einsam würde, könnte man gemeinsam Spaß haben. Die 19-Jährige studiert Sprachwissenschaften an der Kharkiv National University, zurzeit online, und besucht in Birkenwerder einen Deutschsprachkurs. Ihre Mutter wohnt ebenfalls in Birkenwerder, aber nicht im ehemaligen Gästehaus.

Vom Sofa in die eigenen vier Wände

Unmittelbar nach Beginn des Ukraine-Krieges haben viele Familien aus Birkenwerder Geflüchtete bei sich aufgenommen. Um sowohl die Gastfamilien als auch die Gäste wieder zu entlasten, wurde nach einer Lösung gesucht. Die Gemeindevertreterinnen Alexandra Stolzenburg (IOB-BiF) und Andrea Müller (Die Linke) fanden heraus, dass das ehemalige Gästehaus in der Sacco-Vanzetti-Straße leer stand, Bürgermeister Stephan Zimniok brachte anschließend die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BimA) als Eigentümerin in Erfahrung. Die BimA sei direkt begeistert von der vorgeschlagenen Nutzung des Hauses gewesen, erzählte Alexander Löwe. Der Verein Nordbahngemeinden mit Courage schloss daraufhin einen Vertrag mit der BimA und ist offizieller Mieter des Hauses. Mit den ukrainischen Geflüchteten wurden Untermietverträge aufgesetzt, das Jobcenter, das für die Kosten aufkommt, wurde miteinbezogen. Der Vertrag mit der BimA läuft zunächst ein Jahr, doch Alexander Löwe und Torsten Lindner vom NmC zeigten sich optimistisch, dass er anschließend noch einmal verlängert wird. Und dann, so der Vereinsvorsitzende Lindner, bestünde die Hoffnung, „dass ein solches Haus bald nicht mehr nötig ist.“

Bürgermeister Stephan Zimniok zeigte sich begeistert von dem Projekt, bei dem die Gemeinde Birkenwerder „lediglich mental involviert“ sei: „Es ist ein klasse Projekt, das zeigt, was Ehrenamt kann!“ Beeindruckt zeigte sich Zimniok auch vom Mut des NmC, denn als Mieter ist der Verein gegenüber der BimA haftbar. Doch zur Not würde die Gemeinde, soweit möglich, einspringen, so der Bürgermeister.

Renovierungsarbeiten

Das Gästehaus des Sozialwerks war erst im Herbst 2021 leer geräumt worden, das Mobiliar einer Obdachlosenorganisation geschenkt. Neue Möbel für die ukrainischen Mieter seien kurzerhand über eBay Kleinanzeigen organisiert und oftmals, sobald die Verkäufer erfuhren, für wen die Möbel gedacht waren, geschenkt worden, berichtete Andrea Müller bei der Hausführung. Die BimA ließ die Elektrik und die Bäder im Haus überprüfen, die ukrainischen Geflüchteten, samt ihrer Birkenwerderaner Paten und dem NmC sorgten mit Wandfarbe und Gardinen für einen frischen Anstrich. Die alten Glühbirnen wurden durch neue energiesparende ersetzt, ermöglicht wurde dies durch Spenden. Nun fehlte vorerst nur noch eine weitere Spüle in der Gemeinschaftsküche, so Torsten Lindner. Auch weitere Spenden können sinnvoll im Projekt eingesetzt werden und gerne zweckgebunden unter dem Stichwort „Gästehaus“ an den Verein überwiesen werden.

Text/Foto: os

Bildunterschriften:

Bild 1: Alexander Löwe (li.) und Torsten Lindner (re.) vom Verein Nordbahngemeinden mit Courage.

Bild 2: Torsten Lindner (2.v.l.), Alexander Löwe (4.v.l.) und Bürgermeister Stephan Zimniok (re.) bei der Einweihungsfeier des Gästehauses.

Bild 3: Andrea Müller (2.v.r.), Torsten Lindner (3.v.l.) und Bürgermeister Stephan Zimniok bei der Hausführung.